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Bangkok – Chiang Mai

Von der Stadt in die Natur… Aber langsam…


Meine erste Woche in Bangkok ist so schnell vorbeigegangen. Und ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass ich jetzt wirklich hier bin, in Thailand, endlich. So lange habe ich diese Reise geplant, dann mal verschoben und dann plötzlich ging es los und jetzt bin ich wirklich hier :)


Meine Gedanken und Gefühle spielen grad etwas verrückt. Eine Achterbahn… Freude, Respekt, Erleichterung, Angst, Traurigkeit, Mut, Liebe, Gefühle des Stolzes, Aufregung… Alles zusammen. Ich muss mal ein bisschen runterkommen!


Das, was ich jetzt machen werde, wurde mir vor ca. 2 Jahren schon davon erzählt. Und es hat mich so fasziniert. Ich wollte das unbedingt auch machen. Es stand ganz weit oben auf meiner Liste.


Also geht meine Reise weiter… mit dem Flugzeug Bangkok nach Chiang Mai. Online das Flugticket gebucht und ab zum Flughafen DMK, Bangkok. Alles hat super geklappt.

Und hier wartet meine nächste Herausforderung… Für mich ein grosses Abenteuer. Ein Abenteuer der etwas anderen Sorte. Nämlich ein Ruhiges… eines nur für mich.


Ich bin endlich angekommen im Wat Umong, Chiang Mai...

Hier in diesem Tempel möchte ich 4 Tage verbringen, bis zu meinem Geburtstag. Ich habe da mein Zimmer bezogen, also eher eine Kammer (2.5x3m). Ich habe meine Bettwäsche, mein Kissen und meine Kleidung erhalten. Es gab eine Hose und ein Shirt in fliederfarbener Baumwolle :) Das Zimmer hat einen Ventilator, Licht, Steckdose und sogar einen kleinen Balkon und zwei Aufhängevorrichtungen für die Kleidung. Ah und natürlich eine Matratze oder besser gesagt eine Matte direkt auf dem Boden gibt es natürlich auch. Nach 4 Tagen habe ich Rückenschmerzen und blaue Flecken an Schulter und Hüfte, aber egal. Ich find es gar nicht so übel.

Der Mönch gibt mir noch einen Stundenplan in die Hand mit Meditationslektionen, der «Cleaningtime of the temple ground or meditation halls», den zwei Mahlzeiten-Zeiten und der «Freizeit».

Ich habe ich zuerst mal mein Zimmer gemacht, das Bett begezogen und mich in meine neue Kleidung gestürzt. Und dann habe ich mir mal kurz die Anlage angeschaut. Es ist sehr ruhig hier… Am Tag hört man die Motoren auf der Strasse oder mal ein Flugzeug, einen Hahn krähen und Hundegebell und am Abend oder in der Nacht das Zirpen der Grillen und die Hähne... Oh mann, ständig krähen sie...

Als ich so dann durch die Anlage spazierte, kamen die ganzen Emotionen aus mir heraus. Es liefen nur die Tränen, wie ein Wasserfall. Aber es musste raus und wahrscheinlich noch mehr in den nächsten Tagen. Ich muss mir meinen Gefühlen bewusst werden, sie annehmen und dann wieder loslassen. Und das wird meine Aufgabe sein. Achtsam mit mir umzugehen. Es ist natürlich utopisch zu glauben, dass ich in 4 Tagen ein Vipassana erlerne. Aber ich werde einen Einblick davon bekommen und das war mir von Anfang an wichtig.

Kurz zur Theorie und Praxis eines Vipassana:

Vipassana- oder Einsichtsmeditation bedeutet ein klares Bewusstsein dessen, was genau passiert, wenn es passiert. Die Differenzierung zwischen Vipassana Meditation und anderen Formen der Meditation ist von entscheidender Bedeutung und es ist wichtig, diese vollständig zu verstehen. Der Buddhismus befasst sich mit zwei Hauptformen der Meditation. Es handelt sich dabei um verschiedene geistige Fähigkeiten, Funktionsweisen oder Bewusstseinsqualitäten. Auf Pali, der Sprache, in der die Schriften des Theravada ursprünglich verfasst wurden, werden sie Vipassana und Samatha genannt. Vipassana kann mit „Einsicht“ übersetzt werden, einem klaren Bewusstsein dessen, was genau passiert, wenn es passiert. Samatha kann mit „Konzentration“ oder „Ruhe“ übersetzt werden. Es ist ein Zustand, in dem der Geist zur Ruhe gebracht wird, sich ausschließlich auf einen Punkt konzentriert und nicht umherwandern darf. Wenn dies geschieht, durchdringt eine tiefe innere Ruhe Körper und Geist, ein Zustand der Stille, der erlebt werden muss, um verstanden zu werden. Die meisten Meditationssysteme betonen die Samatha-Komponente. Der Meditierende richtet seinen Geist auf bestimmte Dinge, wie z.B. Gebet, eine bestimmte Art von Kästchen, einen Gesang, eine Kerzenflamme, ein religiöses Bild oder was auch immer, und schließt alle anderen Gedanken und Wahrnehmungen aus seinem Bewusstsein aus. Das Ergebnis ist ein Zustand der Verzückung, der andauert, bis der Meditierende die Meditationssitzung beendet. Es ist schön, erfreulich, bedeutungsvoll und verlockend, aber nur vorübergehend. Vipassana-Meditation befasst sich mit der anderen Komponente, der Einsicht. In der Vipassana-Mediation nutzt der Meditierende seine Konzentration als Werkzeug, mit dem sein Bewusstsein die Mauer der Täuschung abtragen kann, die ihn vom klaren Licht der Realität trennt. Es ist ein allmählicher Prozess, bei dem das Bewusstsein für die inneren Abläufe der eigentlichen Realität stetig wächst. Es dauert Jahre, aber eines Tages meisselt sich der Meditierende durch diese Mauer und taucht in die Welt des Lichts sein. Die Transformation ist abgeschlossen. Es ist die Befreiung und sie ist dauerhaft. Befreiung ist das Ziel aller buddhistischen Praxissysteme. Aber die Wege, um dieses Ziel zu erreichen, sind sehr unterschiedlich. Vipassana ist die älteste der buddhistischen Meditationspraktiken. Die Methode leitet sich direkt aus dem Satipatthana Sutta (Grundlagen der Achtsamkeit) ab, einer Lehrrede, die Buddha selbst zugeschrieben wird. Vipassana ist eine direkte und stufenweise Kultivierung von Achtsamkeit oder Gewahrsein und wird Stück für Stück im Laufe von Jahren entwickelt. Die Aufmerksamkeit des Schülers wird sorgsam auf eine intensive Auseinandersetzung mit bestimmten Aspekten seiner eigenen Existenz gelenkt. Der Meditierende wird darin geschult, sich zunehmend seiner eigenen fließenden Lebenswirklichkeit gewahr zu werden. Vipassana ist eine sanfte Technik. Aber sie ist auch sehr, sehr gründlich. Es ist ein uraltes und kodifiziertes System zur Schulung des Geistes, eine Reihe von Übungen, die darauf abzielen, sich immer mehr der Erfahrungswelt des eigenen Lebens bewusst zu werden. Es ist aufmerksames Zuhören, achtsames Sehen und sorgfältiges Überprüfen. Wir lernen, intensiv zu riechen, vollständig zu berühren und wirklich auf die Veränderungen zu achten, die sich innerhalb all dieser Erfahrungen vollziehen. Wir lernen, auf unsere eigenen Gedanken zu hören, ohne uns in sie zu verstricken. Das Ziel der Vipassana-Meditationspraxis ist es, zu erlernen, Unbeständigkeit, Leidhaftigkeit und Selbstlosigkeit – die tatsächliche Existenzweise der Phänomene – zu erkennen. Wir denken, dass wir das bereits tun, aber das ist eine Illusion. Dies liegt daran, dass wir dem stetigen Zuwachs unserer eigenen Lebenserfahrung so wenig Aufmerksamkeit schenken, dass wir genauso gut schlafen könnten. Wir sind einfach nicht aufmerksam genug, um zu bemerken, dass wir nicht aufmerksam sind. Das ist wieder so eine Zwickmühle.

Was ist mein Gewinn aus dieser Zeit?

Also wenn man ehrlich ist, ist es viel zu kurz. Es ist utopisch zu glauben, dass 4 Tage einem den inneren Kern zum Leuchten bringt. Selbst 2 Wochen denke ich, wären zu kurz. Und trotzdem habe ich Vieles für mich mitgenommen...


Die, die mich kennen, wissen, dass ich kaum was langsam machen kann... Sei es essen, spazieren und laufen oder sonst was erledigen... Wenn dann lieber schnell... Das musste ich hier lernen. Ich habe Zeit, Zeit die nur mir gehört, keinerlei Druck. Der Fokus ist ganz bei mir. Ich nehme mir Zeit zum Essen, versuche jeden Bissen bewusst wahrzunehmen. Das tönt jetzt komisch, aber man macht es wirklich. In meiner Freizeit/Pause spaziere ich oft durch die Tempelanlage oder den Wald und zwar langsam. Ich halte oft an, sehe mich um, nehme meine Umgebung wahr. So macht man es bei uns zu Hause nicht. Ich auf jeden Fall nicht, nicht so bewusst. Die wenigsten gehen alleine spazieren. Mach das mal... Ganz bewusst...


Gegessen werden hier im Wat Umong nur zwei Mahlzeiten. Breakfast um 7.30 Uhr und Lunch um 11.00 Uhr. Ab 12.00 Uhr darf nur noch Wasser getrunken werden... Ich habe sicher 2kg abgenommen... Und meine Mahlzeiten waren jetzt nicht sonderlich gediegen. Vollkorntaost und Bananen zum Frühstück und Reis mit vegetarischer Sauce zum Mittag. Das Essen musste man leider wegen Corona selber organisieren. (Normalerweise sind zwei vegetarische Mahlzeiten dabei.) Ich habe mir es im 7/11 (Supermarkt hier in Thailand an jeder Ecke) geholt und einem Inbissstand direkt vor dem Tempel-Eingang.


Man hält sich hier an die Regeln. Es wird nicht gesprochen, nie, ausser der Mönch spricht dich an. Sonst ist es still... Ich habe Mühe meine Gedanken zu sortieren, in meinem Kopf ist es laut. Aber das ist ok. Für das bin ich ja auch da, um in mich hineinzuhören.


Meditieren geht mal gut, mal weniger gut. Auch das ist ok... Ich bin froh, dass ich für mich schon ein bisschen Erfahrung gesammelt habe, bei meinem Meditationkurs, den ich vor 1.5 Jahren gemacht habe.


Der Mönch zeigt mir 2 Meditationsmöglichkeiten. Sitz- und Gehmeditation. Beide Varianten haben seine Vor- und Nachteile, v.a. wenn man es nicht gewohnt ist. Im Sitzen komme ich schneller in einen entspannten Zustand, kann mich besser auf meinen Atem konzentrieren. Meine Beine schlafen aber immer wieder mal ein und der Rücken spürt man nach 45 Min. Sitzen dann auch ganz schön. Am Morgen und am Abend meditiere ich in der Meditationshalle, da es wirklich schon kühl ist und man da etwas geschützt ist. Den Tag durch bevorzuge ich es draussen zu sein. Beim Gehen sollte man sich ein lange Strecke aussuchen. Ich habe mir angewöhnt, oben auf der Plattform um den Steintempel zu laufen. Also Runden zu drehen. Ich laufe langsam, gar nicht so einfach, denn man muss barfuss die Balance halten auf dem teils unebenen Untergrund. Aber nach 5 Runden geht es ganz gut. Und 9-10 Runden werden gemacht. Das ist etwa eine knappe Stunde gehen. Am Abend machen Beine und Füsse weh und ich habe mega Muskelkater in den Waden.


Beim Meditieren nehme ich wegen der Atmung die Maske runter. Wir haben vom Mönch die Erlaubnis. Es ist viel besser so... Im Gehen mag ich es sehr, weil man plötzlich verschiedene Gerüche wahrnimmt. Warme Luft, kühle Luft, der Duft von Blumen... Toll... Aber wie schon erwähnt, sonst bleibt die Maske in der Tempelanlage ständig oben.


Baoh, aber wo ich nicht zurecht komme ist das kalt duschen... Trotzdem tue ich es. Aber für mich ist es echt hart. Und es ist einem untersagt, sich zu schminken, Parfüm anzusprühen und auch sonst gibt es einige andere Regeln... Ich habe keine Mühe damit, meine Beautycare einfach mal pausieren zu lassen, keine Beine und Achseln zu rasieren, keine Augenbrauen zu zupfen, sich nicht zu schminken, einfach nichts. Es ist gut so. Man wird nicht gewertet hier, aber auch sonst könnte es einem ja egal sein.


In der Nacht und am Morgen ist es recht kühl, nur ca 15 Grad. Schlafen kann ich nur in Leggings und Langarmshirt und Socken, plus zusätzlich eine dünne Wolldecke, die einem zur Verfügung steht. So geht es... Fensterscheiben gibt es nicht, nur einen Mückenschutz und einen feinen Vorhang. Kühle Luft, sowie jegliche Geräusche dringen ständig in meine Kammer. Damit muss man auch mal zurecht kommen...


Zweimal am Tag fegt man den Boden der Tempelanlage, egal wo. Es hat immer wieder viele Blätter... Aber diese Arbeit ist einerseits für die Gemeinschaft und andererseits auch noch sehr meditativ...


Und was für Tiere habe ich hier entdeckt? Es hat viele Hunde und eine Katze. Es gibt unmengen an Tauben, Hähne und Hühner und natürlich andere Vögel, Schmetterlinge, Falter, Libellen, Qeckos, Ameisen, Fliegen, Käfer und andere Insekten, grosse Fische mit Schnauzbärten, Schildkröten, Einhörnchen und ganz in der Nähe des Tempels habe ich eine Art von Kühen und Rehen gesehen. Alle werden mit Respekt behandelt hier. Bis kanpp zur Hälfte meines Aufenthaltes habe ich mein Handy zwar im Zimmer gelassen, habe aber am Abend immer meine Nachrichten beantwortet und war auch auf Instagram oder Facebook. Doch auf den guten Rat hin, es zu lassen und mich wirklich mal nur um mein Inneres zu kümmern und das Aussen sein zu lassen, habe ich mich dann auf Offline gesetzt. Anfänglich nicht immer einfach, aber es ging. Klar geht es... Wenn man will geht vieles! Und im Nachhinein hätte ich es früher machen sollen. Es nahm mir den Druck immer präsent und erreichbar zu sein und auch den Zwang immer schauen zu müssen, was die anderen so treiben. Aber hauptsächlich gab es mir inneren Frieden. Wirklich. Innere Ruhe... Das glaubt man kaum, aber es ist so.

Und jetzt, habe ich mein Inneres leuchten sehen?

Nein, ich denke nicht, aber es hat mein Mindest geöffnet, mich innerlich trotzdem weitergebracht. Mir gezeigt, dass das Äussere vergänglich ist... Und wir den Fokus besser auf das Innere setzen sollten. Also schlussendlich doch, man kann es schon als eine Art Leuchten bezeichnen :)


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